Viele HundehalterInnen stehen Medikamenten bei Silvesterangst kritisch bis ablehnend gegenüber – zu groß ist die Angst, den Hund nur ruhig zu stellen, während er die Knallerei weiterhin angsterfüllt mitbekommt und sich noch dazu nicht mehr (richtig) bewegen kann. Es freut mich daher sehr, Tierärztin und Hundeverhaltensberaterin Dr. Carina Kriegl von Tierisch gsund zur Aufklärung dieses Mythos gewonnen zu haben:
Vorweg ist festzuhalten, dass nicht jeder an Silvester ängstliche Hund ein Arzneimittel benötigt und sehr gut abgewogen werden sollte, ab wann es Sinn macht. Es gibt aber Fälle gibt, die die Anwendung geeigneter Mittel erfordern und stressreduzierende Maßnahmen und alternative Anwendungen nicht (mehr) helfen. Grundlegend dabei ist es, eine Arznei zu wählen, die tatsächlich weniger Angst beim Hund zur Folge hat. Welches Präparat verwendet wird, obliegt der Entscheidung des behandelnden Kollegen/ der Kollegin. Häufig im Gespräch sind folgende Wirkstoffe:
ACEPROMAZIN (u.a. Sedalin, Vetranquil, Calmivet) (1)
- KEINE angstlösende Wirkung
- hauptsächlich muskelentspannend
- Problem: Bewegungsfähigkeit vermindert, Geräuschempfindlichkeit und Angst noch da
DEXMEDETOMIDIN (Sileo) (2+3)
- „Stressminderer“
- keine Sedierung, reduziert die Geräuschempfindlichkeit
- zugelassenes Veterinärpräparat
ALPRAZOLAM (u.a. Alprazolam, Xanor) (4)
- angstlösend und relaxierende Wirkung
- idealerweise einige Tage einschleichen
Mit den Arzneimitteln Sileo und Alprazolam gibt es durchaus Alternativen zu Acepromazin, welches bei Geräuschangst nicht zu empfehlen ist. Etwaige Auswahl und Dosierung obliegt dem behandelnden Kollegen/ der Kollegin und sollte für den jeweiligen Hund mit dem/r BesitzerIn abgestimmt werden. Idealerweise wird das Medikament bereits Wochen davor im entspannten Zustand verabreicht, um etwaige Nebenwirkungen auszuschließen.
Rechtliche Information: Diagnostische und therapeutische Tätigkeiten sind TierärztInnen vorbehalten.
(1) https://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?tak/old/03000000/00035291.01?inhalt_c.htm und Löscher et al: Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren
(2) https://ec.europa.eu/…/20161111136421/anx_136421_de.pdf
(3) https://www.ema.europa.eu/…/sileo-epar-summary-public_de.pdf
(4) Dr. Sabine Schroll: Verhaltensmedizin beim Hund
Sehr guter Beitrag. Ich finde es allgemein wichtig, wenn ihr auch über diese Themen aufklärt. Es ist ja nicht nur an Tagen wie Silvester ein Problem mit der Angst beim Hund 🙁
Hallo Claudia, freut mich, dass dir der Beitrag gefällt! Hier im Blog gibt es eine Rubrik „Angst“, die sich auch immer weiter füllt. Bei anhaltenden Ängsten empfiehlt sich unbedingt die Kontaktaufnahme mit einem Profi! Liebe Grüße, Lara
Liebe Lara,
finde es ein spannendes Thema und bin auch eher auf der Seite „so-wenig-Chemie-wie-möglich“- bei mir selbst, aber auch bei meinem Hund. Aber so einfach ist es leider dann auch wieder nicht, denn im Endeffekt möchte man ja auch nicht, dass der Hund unter enormer Angst leidet und die Lebensqualität immens leidet. Ein spannendes Thema und freue mich mehr von Dir zu lesen & lernen.
Liebe Grüße
Lieber Jens,
vielen Dank für dein Feedback! Da bin ich ganz bei dir – ein Hund, der es nicht benötigt, sollte selbstverständlich keine Medikamente bekommen. Ein Hund der unter starker Angst leidet in Situationen, die nicht von seinen Menschen verändert werden können, muss aber auch jede mögliche Hilfe bekommen.
Viele Grüße aus Wien,
Lara